Haben Sie eine als Mieter eine geeignete Bleibe gefunden, gilt es im nächsten Schritt den Vermieter von sich zu überzeugen. Doch dies ist aufgrund der zahlreichen Konkurrenz leichter gesagt als getan. Deshalb sollten Sie sich bei der Wohnungsbesichtigung von Ihrer besten Seite zeigen. Die folgenden 10 Tipps helfen dabei.
Inhaltsverzeichnis
➥ Das Wichtigste auf einen Blick
- Seien Sie gut vorbereitet, und kommen Sie pünktlich zum Termin.
- Treten Sie selbstbewusst aber natürlich auf.
- Bringen Sie vollständige Unterlagen mit.
- Überzeugen Sie den Vermieter mit schlagenden Argumenten.
Tipps zum richtigen Auftreten und Verhalten
Heutzutage gleicht eine Wohnungsbesichtigung einem Bewerbungsgespräch. Doch wer die folgenden Tipps beherzigt, ist vielen Mitbewerbern bereits einen Schritt voraus.
Vor dem eigentlichen Termin
Bereits beim ersten Kontakt mit dem Vermieter sollten Sie zielgerichtet vorgehen. Unschlüssigkeit kann leicht als Desinteresse angesehen werden. Stellen Sie per Email oder Telefon sachlich und freundlich Ihre ersten Fragen zur Wohnung. Eventuell erstellen Sie sich vorher eine Liste. Bitten Sie anschließend um einen kurzfristigen Termin zur Wohnungsbesichtigung. Ihr Name sollte gut zu verstehen sein, damit sich der Eigentümer später an Sie erinnern kann. Sofern Sie mehrere Personen kontaktieren, legen Sie sich eine überschaubare Liste mit Telefonnummern und Wohnungsangaben an. So werden die Angebote nicht durcheinander gebracht, und die Ansprechpartner nicht irritiert.
Der berühmte erste Eindruck zählt
Auch wenn es etwas abgedroschen klingt – der berühmte erste Eindruck zählt. Er entscheidet oft darüber, ob man als Mieter in die engere Wahl kommt. Um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, können Sie bereits mit Höflichkeit und guten Umgangsformen punkten. Abgerundet wird ein positiver Eindruck durch ein gepflegtes Erscheinungsbild, weshalb beim Erstkontakt auf saubere und ordentliche Kleidung geachtet werden sollte. Von übertriebenem Styling wird hingegen abgeraten. Kommen Sie in jedem Fall pünktlich zur Wohnungsbesichtigung, lassen Sie den Vermieter oder Makler nicht warten. Dies kann als generelle Unzuverlässigkeit ausgelegt werden, und Ihre Chancen bei der Auswahl schmälern.
Treten Sie natürlich und selbstbewusst auf
Präsentieren Sie sich beim Gespräch ganz locker und natürlich, wie Sie wirklich sind. Vermeiden Sie alles, was irgendwie gekünstelt oder übertrieben wirkt. So sollte man z.B. blöde Bemerkungen oder Sprüche vermeiden, nur um sich vermeintlich interessanter zu machen. Ein Vermieter wird sich seinen Teil dazu denken, und Sie bei der Auswahl wahrscheinlich eher nicht bevorzugen. Vermeiden Sie jedoch auch zu viel Zurückhaltung. Suchen Sie aktiv das Gespräch, indem Sie Fragen zum Mietobjekt stellen, und so Ihr ehrliches Interesse signalisieren.
Zeigen Sie Entschlossenheit
Ist die Wohnungsbesichtigung vorüber, wird sich der Vermieter für einen der Bewerber entscheiden. Nach welchen Kriterien er dabei vorgeht (Finanzen, Sympathie, Reihenfolge der Bewerber), bleibt sein Geheimnis. Das Einzige, was Sie nun tun können – sofern es sich um Ihre Traumwohnung handelt – ist, dran zu bleiben und Ihr Interesse immer wieder deutlich zum Ausdruck zu bringen. Warten Sie also nicht darauf, dass er sich von selbst bei Ihnen meldet, sondern nehmen Sie das Zepter bzw. den Telefonhörer in die Hand. Ist die Wohnung tatsächlich passend für Sie, sollten Sie dies deutlich machen. Wenn das angestrebte Einzugsdatum genau zu Ihren Wünschen passt, ist dies schon mal ein großer Vorteil.
Notwendige Unterlagen für die Wohnungsbesichtigung
Sowohl Eigentümer als auch Makler schätzen bei der Wohnungsbesichtigung vollständige Unterlagen. Wer die üblichen Dokumente nicht oder nur unvollständig mitbringt, reduziert damit zumindest bei begehrten Objekten seine Chancen deutlich. Wer dagegen organisiert auftritt, hat schon mal ein gutes Argument, mit dem er den Vermieter überzeugen kann.
Die Unterlagen im Überblick
- Personalausweis
- Arbeitsvertrag
- Einkommensnachweise
- Mieter-Selbstauskunft
- Schufa-Auskunft für Vermieter
- Mietschuldenfreiheitsbescheinigung des Vorvermieters
- eventuell Mietbürgschaft der Eltern (bei zu geringem Einkommen)
- eventuell Referenzen des Vorvermieters
- eventuell Lebenslauf (wird in wenigen Fällen gefordert)
Richtige Fragen stellen, richtige Antworten geben
Zeigen Sie ein aufrichtiges Interesse. Dies kommt immer gut an. Wer nach vielen Details fragt, bleibt so besser im Gedächtnis, und wird als Bewerber eher ernst genommen. Auch der Vermieter wird Ihnen bei der Wohnungsbesichtigung ein paar Fragen stellen, wie z.B. zu Ihrer beruflichen Tätigkeit sowie Ihrer finanziellen Situation. Darauf sollten Sie gut vorbereitet sein. Denn auf Informationen zur Finanzierbarkeit der Mietwohnung hat der Hausherr ein Anrecht. Etwas anderes gilt bei Themen wie Schwangerschaft, Kinderwunsch, Gesundheitszustand, religiöse Einstellung oder Musikgeschmack. Hier dürfen Sie elegant ausweichend antworten.
Diese Fragen sollten Sie als Mieter stellen
- Was gehört zum Mietobjekt? (z.B. Keller, KfZ-Stellplatz, Garten, Dachboden usw.)
- Ausstattung / Zustand der Wohnung
- Nachbarschaft
- Höhe der Nebenkosten
- Welche Pflichten habe ich als Mieter? (z.B. Treppenhaus reinigen, Schnee räumen usw.)
- richtige Pflege des Fussbodens
- Sind Haustiere erlaubt, wenn ja welche?
Weitere Tipps um den Vermieter zu überzeugen
Wer die Basics bei einer Wohnungsbesichtigung beherrscht, hat schon mal gute Chancen, beim Vermieter in die engere Auswahl zu kommen. Doch was tun, wenn die Konkurrenz groß, sowie ebenfalls gut vorbereitet ist? Dann benötigen Sie weitere schlagkräftige Argumente, um den Hausherrn zu überzeugen. Eventuell können Sie von den folgenden Tipps profitieren:
Verfügen Sie über handwerkliches Geschick?
Häufig freuen sich Vermieter über Mieter mit handwerklichen Kenntnissen. Wenn ein Mieter in der Wohnung Kleinigkeiten selbst reparieren kann, bedeutet das für den Hausherrn selbst weniger Aufwand. Erkundigen Sie sich bei der Gelegenheit auch, welche Arbeiten vor dem Einzug noch erledigt werden müssen. Sofern Sie der richtige Mieter für die Wohnung sind, wird dies auch dem Vermieter nicht entgehen.
Bekleiden Sie ein Ehrenamt?
Dann rein damit in die Bewerbungsmappe oder raus damit im Gespräch. Doch welche Vorteile hat das? Die Antwort ist simpel: Ein Ehrenamt zeugt von Engagement, Zuverlässigkeit und Eigeninitiative. Dies lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen, wie z.B. die pünktliche Zahlung der Miete oder den pfleglichen Umgang mit fremdem Eigentum. Gerade wenn es viele Bewerber für eine Wohnung gibt, die alle gute Referenzen aufweisen, kann ein solches Detail den Unterschied machen. Nicht umsonst werden Job-Bewerber mit Ehrenamt in manchen Berufen bei der Auswahl bevorzugt.
Versetzen Sie sich stets in den Vermieter hinein!
Wer in die engere Auswahl kommen möchte, sollte versuchen sich in die Lage eines Vermieters hineinzuversetzen. Hierzu stellt man sich am besten folgende Frage: Was möchte ein Vermieter eigentlich? Es bekommen letztlich die Person(en) den Zuschlag, welche die Kriterien voraussichtlich am besten erfüllen.
- pünktliche Zahlung der Miete
- pfleglicher Umgang mit fremdem Eigentum
- unkomplizierte Kommunikation
- Mieter sollte ins Umfeld passen
Dies sollten Sie bei einer Wohnungsbesichtigung nicht tun!
Unterlassen Sie bei der Wohnungsbesichtigung alles, was Ihren zukünftigen Vermieter nerven oder irritieren könnte. Denn bei einer Vielzahl von Bewerbern wird er Sie sofort von der engeren Auswahl ausschließen. Klären Sie bestimmte Details erst, wenn Ihnen die Zusage für die Wohnung vorliegt.
- Suchen Sie nicht offensichtlich nach Mängeln.
- Überrumpeln den Vermieter nicht mit (größeren) Änderungswünschen.
- Verhandeln Sie nicht über die Höhe der Mietkaution.
- Fragen Sie nicht, ob Sie erst später einziehen können. Kein Vermieter möchte einen Mietausfall.
- Machen Sie keine Fotos von der Wohnung, ohne vorher zu fragen.
- Treten Sie nicht fordernd auf, und lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein.
Christoph meint
Ich vermiete selbst Wohnungen im Speckgürtel von München. Wenn einer da eine Wohnung bei Immoscout reinsetzt, hat man innerhalb eines Tages einhundert oder mehr Anfragen. Darunter sind dann Dutzende mit einer perfekten Bewerbungsmappe. Aber irgendwie muss man sich ja entscheiden. Daher ist es sehr wichtig, sich von den anderen abzuheben. Haben Sie ein Ehrenamt? Dann rein ins Anschreiben damit. Bei der freiwilligen Feuerwehr? Rein damit. Das imponiert dem Vermieter. Bei meiner letzten Vermietung hat eine Frau geschrieben, dass sie mir einen Schokoladenkuchen backen wird -> Mieterin gefunden.
admin meint
Hallo,
vielen Dank für Ihre zusätzlichen Tipps, die wir gerne veröffentlicht haben.
Viele Grüße
Anna meint
Für mich (als jemand, der aus einem ehemaligen sozialistischen Land stammt) fällt das Anbieten von „Extra“ mit der Bewerbung nicht in die Kategorie „von anderen abheben“, sondern eher in die Kategorie Bestechung. Auch wenn es so klein wie ein Schokoladenkuchen ist, ist es traurig, wenn es funktioniert.
Tobias meint
Schlimm, dass so eine Besichtigung strenger als ein Vorstellungsgespräch beim Arbeitgeber sein kann. Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass man als Vermieter das Risiko gering halten und wissen möchte, wer da auf unbestimmte Zeit in den eigenen Wänden wohnt. Auf der anderen Seite kann es auch irgendwie nicht sein, dass man sich als Mieter alles gefallen lassen muss. Ich habe letztens eine Wohnung besichtigt, die absolut traumhaft war. Leider hat das Gespräch mit der potenziellen Vermieterin dann diesen Traum ganz schnell zerstört. Die hat mir doch ganz dreist gesagt, dass sie sich rausnimmt, ohne Vorankündigung die Wohnung zu betreten. Da die Wohnung komplett möbliert war, hätte ich auch keine zusätzlichen Möbel reinstellen dürfen. Das Allerbeste aber: Da sie ja im gleichen Haus wohnt und sie wissen muss, wer da so ein- und ausgeht, hätte ich der Vermieterin sämtlichen Besuch ankündigen und vorstellen müssen.
Mal davon abgesehen, dass das alles überhaupt nicht rechtens ist, zeigt doch, was sich Vermieter alles rausnehmen können. Ich habe ihr dann am nächsten Tag ganz offen abgesagt, dass das zu tief in meine Privatsphäre eingreifen würde, aber mit Sicherheit findet sie jemanden, der das über sich ergehen lässt. Bisher hat es scheinbar auch immer so funktioniert.
Auch Gehaltsnachweise, wie sie manchmal schon in der ersten Kontaktaufnahme in den Immobilienportalen gefordert werden, sind da m.E. vollkommen übertrieben. Es geht wirklich niemanden was an, was ich verdiene. Da reicht auch eine SCHUFA-Auskunft, mit der ich nicht vollkommen die Hosen herunterlasse. Aber wenn man da diskutiert oder sich ganz einfach weigert, findet sich ein anderer Mieter.
admin meint
Hallo,
ich gebe Ihnen da recht. Vor allem das mit dem „Wohnung einfach betreten“ und „Besuch ankündigen“ geht nun wirklich zu weit. Was die Gehaltsnachweise angeht, kann ich den Vermieter aber irgendwo verstehen. Es geht ja letztlich darum, ob sich ein Mieter die Wohnung leisten kann oder nicht.
Viele Grüße
Lara meint
Hallo,
ich, Berufseinsteigerin und 22 Jahre alt, bin nun das erste Mal zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen worden. Bin etwas schüchtern, und rede daher nicht gerne mit Fremden…. Meine Frage: Wie kann ich mich am besten bei der Besichtigung verhalten? Reicht es auch, wenn ich nur die Fragen des Vermieters beantworte, und ansonsten nichts sage?
Danke schon mal
admin meint
Hallo,
gar nichts zu sagen, ist auch nicht so optimal. Mein Rat wäre, dass Sie selbst 3-4 kurze knappe (dafür relevante) Fragen zum Objekt oder der Umgebung stellen, die ein ernsthaftes Interesse ausdrücken. Schreiben Sie sich diese am besten auf, damit bei der Aufregung nichts vergessen wird. Welche Fragen tatsächlich geeignet sind, richtet sich jedoch nach der Situation vor Ort. Anbei einige Beispiele: 1. Wer wohnt noch im Haus (Senioren, Familien mit Kindern etc), 2. Was gehört zum Mietobjekt dazu (Keller, Gartennutzung usw..) 3. Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel, 4. Sind Haustiere erlaubt (falls für Sie relevant). Ansonsten: kommen Sie so authentisch wie möglich rüber. Schüchternheit kann durchaus auch symphatisch sein.
Viel Erfolg!